Die Geschichte von der Frau am Jakobsbrunnen (Joh. 4,1-14) beschreibt die Begegnung zwischen Jesus und einer samaritischen und ehebrecherischen Frau relativ zu Beginn von Jesu Wirkungszeit. Wir können bei dieser Geschichte zwei Dinge lernen:
1. Wir sehen den Umgang Jesu mit Sündern, der für uns ein Vorbild sein sollte.
2. Wir sehen, was das Angebot Jesu ist, das uns heute genauso gilt, wie der Frau damals.
Wir können uns in dieser Geschichte sowohl mit Jesus identifizieren, wenn wir uns die Frage stellen, wie wir mit Sündern umgehen sollen und wie wir das Evangelium weitertragen können, aber auch mit der Frau, denn jeder einzelne von uns ist oder war in der Situation, die Johannes hier beschreibt.
Jeder einzelne braucht das lebendige Wasser, das nur Jesus bieten kann.
Als nun der Herr erfuhr, dass die Pharisäer gehört hatten, dass Jesus mehr Jünger mache und taufe als Johannes, da verließ er Judäa und zog wieder nach Galiläa. Er musste aber durch Samaria reisen.
– nach Johannes 4, 1-4
Jesus ist zielgerichtet – Er will retten
Warum verlässt Jesus Judäa und zieht nach Galiläa? Wenn man den Text liest, könnte man meinen, dass Jesus Angst vor den Pharisäern gehabt hat und deshalb fluchtartig das Gebiet verlassen hat.
Wenn man sich aber Johannes 3,35 anschaut, wird klar, dass Jesus keinen Grund hatte sich zu fürchten. „Niemand nimmt mein Leben von mir, sondern ich lasse es von mir aus.“ Johannes 10,17f. macht nochmals deutlich, dass Jesus niemals die Kontrolle verloren hat und dass es keinen Grund zur Angst gab. Wieso also geht Jesus?
Weil es sein von vorneherein festgelegter göttlicher Plan war zu dieser Zeit nach Galiläa zu ziehen und vorher einen Zwischenstopp in Samaria einzulegen. Nichts in Jesu Leben ist zufällig. Auch nicht die Begegnung mit der Frau am Jakobsbrunnen. Jesus kommt gezielt zu ihr, um sie und viele aus ihrem Dorf zu retten.
Wir lernen daraus, dass Jesus nicht zufällig gehandelt hat und dass er das auch heute nicht tut oder in deinem Fall getan hat. Jesus konfrontiert dich genauso wie die Frau damals persönlich mit seinem Angebot.
Da spricht die samaritische Frau zu ihm: Wie erbittest du als ein Jude von mir etwas zu trinken, da ich doch eine samaritische Frau bin?
– nach Johannes 4, 9
Jesus ist unkonventionell – Er schaut nicht auf die Person
Jesus kam bewusst zu der Frau am Jakobsbrunnen. Warum genau zu ihr? Weil sie so toll war? So wertvoll? So moralisch gut?
Nein. Die Frau war aus menschlicher Perspektive absolut nichts davon.
Zum einen war sie eine Samariterin. Die Geschichte der Samariter kannst du in 2. Könige 15-17 nachlesen. Für die Israeliten war Samaria ein unreines Land und seine Bewohner waren ein unreines und götzendienerisches Mischvolk. Der Umgang mit ihnen beschränkte sich aufs notwendigste und eine Szene wie in unserer Geschichte ist eigentlich völlig ausgeschlossen.
Die Samariterin war außerdem eine Frau. Als religiöser Israelit war der Umgang mit Frauen alles andere als alltäglich und einfach. Gespräche in der Öffentlichkeit waren verpönt – ein weiterer Grund, warum diese Szene eigentlich nicht hätte stattfinden dürfen. Bei der Frau gab es aber noch ein weiteres Problem.
Sie war eine Ehebrecherin und sogar in ihrer eigenen Dorfgemeinschaft sozial geächtet. Niemals würde sich ein religiöser Mensch mit so einer Person treffen. Sie hatte das falsche Geschlecht, die falsche Herkunft und die falsche Lebensgeschichte. Sie war eine dreckige und hurerische Götzenanbeterin.
Jesus trifft aber bewusst diese Frau. Ihn interessieren all diese Dinge nicht. Jesus setzt sich über alle Konventionen hinweg und schaut hinter die Fassade. Wir lernen daraus zwei Dinge.
Erstens dürfen wir wissen, dass wir selbst nicht zu schlecht für Jesus und sein Angebot sind. Zweitens müssen wir erkennen, dass auch niemand sonst zu schlecht für Gottes Angebot ist. Auch nicht unser größter Feind. Das Angebot Jesu gilt unabhängig von der Person.
Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du die Gabe Gottes erkennen würdest und wer der ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken!, so würdest du ihn bitten, und er gäbe dir lebendiges Wasser.
Jesus ist überlegen – Er allein kann retten
Jesus macht der Frau unmissverständlich klar, dass er ihr etwas Besseres anzubieten hat. Jesus hat lebendiges Wasser, das anders als ihr Wasser den Durst nachhaltig stillt. Jesus allein ist derjenige, der dieses lebendige Wasser verschenken kann. Er ist größer als Jakob, er hat das bessere Wasser.
Diese Überlegenheit Jesu ist nicht arrogant oder überheblich. Viel mehr ist seine Überlegenheit absolut notwendig für uns. Alles auf dieser Erde reicht nicht aus, um uns wirklich den Durst zu nehmen. Wir brauchen dringend dieses bessere Wasser, das Jesus bietet.
Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm zu einer Quelle von Wasser werden, das bis ins ewige Leben quillt.
Aber was genau ist dieses lebendige Wasser?
Jesu Angebot ist natürlich kein Wasser. Jesus nutzt dieses Bild, weil es gut auf die Situation am Brunnen passt und weil es gleichzeitig sehr gut beschreibt, wie es innerlich oder geistlich um uns steht.
In Jeremia 2,13 lesen wir, dass Israel die Quelle des lebendigen Wassers verlassen und sich stattdessen Zisternen gebaut hat, die das Wasser nicht halten können. Das gilt im speziellen für Israel aber allgemein auch für die gesamte Menschheit.
Der Mensch ist durch den Sündenfall von Gott, der Quelle, weggerannt und versucht den dadurch entstandenen inneren Mangel durch alles Mögliche zu kompensieren.
Der Mensch sucht verzweifelt nach Erfüllung, nach Sinn und nach Wert. Einige suchen danach in beruflichem Erfolg, in Macht, Ehre, Reichtum und Anerkennung anderer. Andere suchen in Drogen oder im Alkohol. Wieder andere glauben, dass andere Menschen ihre Sehnsucht stillen könnten.
Jesus macht aber klar, dass all das uns nur wieder durstig machen wird. Nichts kann uns wirklich befriedigen. Wahre Erfüllung finden wir einzig und allein bei Jesus. Wir brauchen sein lebendiges Wasser!
[ttshare]Nichts kann uns wirklich befriedigen. Wahre Erfüllung finden wir einzig und allein bei Jesus.[/ttshare]
Dieser Blogartikel ist eine Zusammenfassung der Predigt „Die Frau am Jakobsbrunnen“ über Johannes 4,1-14 (04.02.2018) von Jonathan Schiller. Du kannst sie hier nachhören.